Das Spielzeit-Interview 2023/2024

GMD Florian Merz im Gespräch

Sehr geehrter Herr GMD Merz, die neue Spielzeit verbindet ja die beiden Jubiläumsjahre zu »175 Jahre Königlich-Sächsisches Staatsbad« (2023) und »700 Jahre Ersterwähnung (Bad) Elster« (2024) – Wie spiegelt sich dies in der Spielzeit-Programmatik wider?

Herausragende Kunst und Kultur sind seit über 200 Jahren in Bad Elster verankert. Dies ist signifikanter Bestandteil sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft: Im Bewusstsein dieser Tradition gestalten und feiern wir Chursachsen hier aktiv mit. In 2023 hatten wir schon in der ersten Jahreshälfte einen passenden Veranstaltungszyklus, den wir insbesondere im Herbst mit den 23. Chursächsischen Festspielen »Wie zu Königszeiten« fortsetzen. Für die Ersterwähnung (Bad) Elsters vor 700 Jahren planen wir 2024 gleichfalls eine Vielzahl qualitativer Höhepunkte im Jubiläumskontext – inklusive Ausstellungen und Publikationen.

  • Der Dirigent: Die Partitur als Bad-Elster-Elixier

Als Veranstaltungsgesellschaft knüpfen Sie und Ihr Team aktuell schon wieder an das Rekordjahr 2019 an und zeigen so eine imposante Entwicklung gegen den Branchentrend. Wie ordnen Sie diesen tollen Erfolg ein?

Auf die sukzessive Steigerung der mittlerweile sehr hohen Kulturrelevanz von Bad Elster in den letzten 20 Jahren sind wir Chursachsen stolz. Dies haben wir mit Unterstützung Vieler – insbesondere des Publikums – zum Wohle der Region erreicht! Während der Corona-Jahre 2020-2022 war operativ Vieles nur sehr eingeschränkt möglich. Insbesondere durch unsere Gesellschafter (Sächsische Staatsbäder GmbH/Freistaat Sachsen und Stadt Bad Elster) sowie den Kulturraum Vogtland-Zwickau wurden wir hier aber konsequent unterstützt und konnten uns somit zukunftsorientiert weiterentwickeln. Sicherlich auch dadurch und durch unsere konsequente Produktpolitik haben wir seit Sommer 2022 operativ einen besseren Lauf als je zuvor, investieren und riskieren aber auch Neues für unser Publikum. Unsere Umsätze sind heute auf Rekordniveau. Trotzdem bleibt die Kultur-, Veranstaltungs- und Tourismusbranche in unseren Breitengraden aufgrund unsicherer Rahmenbedingungen volatiler als früher. Davon lassen wir Chursachsen uns jedoch nicht beirren, sondern werden unseren erfolgreichen Weg mit unseren regionalen Partnern hochmotiviert fortsetzen.

Anfang 2024 feiern Sie die 10. Auflage der Internationalen Chursächsischen Meisterkurse, die Ihnen ja auch ganz persönlich am Herzen liegen. Wo sehen Sie hier das Besondere, gerade für die Musikregion Vogtland?

Bad Elster ist schon seit Königszeiten ein Ort auch des Erlernens – sowohl im Gesundheits- als auch Kulturbereich. Darauf aufbauend kreierten der Weltklasse-Instrumentalpädagoge Prof. Peter Bruns (ehem. Solocellist der Staatskapelle Dresden) und ich gemeinsam mit der Chursächsischen Philharmonie anlässlich des 100. Geburtstages unseres König Albert Theaters 2014 unsere Int. Chursächsischen Meisterkurse zur Förderung des internationalen Streicher-Spitzennachwuchses. Das Besondere ist dabei die Kombination im Ambiente unserer Königlichen Anlagen mit den verschiedenen Bühnen als temporärer »Hochschul-Campus«: Erstklassige Dozenten erteilen täglich persönlich-individuellen Unterricht, die Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit, solistisch mit der Chursächsischen Philharmonie zu proben und die Besten spielen dann im öffentlichen Symphoniekonzert! Dazu stehen ein spezieller Gesundheitskurs bei der Sächsischen Staatsbäder GmbH und ein hochinteressanter Besuch in Markneukirchens Streicher-Meisterwerkstätten auf dem Programm. So nehmen wohl alle mehr mit, als sie eigentlich erwartet haben. Das verbindet! Die mittlerweile rund 300 Teilnehmenden aus rund 20 Nationen aller Kontinente machen oft beeindruckende Karrieren – eben auch mit dem im Vogtland Erlernten! Mit diesen einzigartigen Erfahrungen empfehlen die Hiergewesenen als nachhaltige Multiplikatoren im weltweiten Netzwerk unsere Musikregion, werden Werbeträger zum Instrumentenkauf oder schwärmen von unserer Erholungslandschaft inmitten der Erlebnisregion Oberes Vogtland – Das ist besonders!

Im November haben Sie mit der Chursächsischen Philharmonie das Sinfonieorchester Kiew zu einem gemeinsamen Friedenskonzert eingeladen. Wie wichtig sind vor diesem Hintergrund aus Ihrer Sicht Musik und Kultur für ein gemeinsames Weltverständnis?

Wir möchten gemeinsam ein hör- und erlebbares Zeichen für den Frieden setzen, nicht nur bzgl. des furchtbaren Krieges in der Ukraine, sondern auch gegen alle kriegerisch-gewaltsamen Konflikte auf der ganzen Welt. Entsprechend wurden Ausführende, Programm und der Termin am Folgetag des geschichtsträchtigen 9. November – dem »Schicksalstag der Deutschen« - gewählt. Frieden und Freiheit als Basis unseres Wohlstandes sind nicht selbstverständlich und naturgegeben. Wir alle müssen dafür Bewusstsein schaffen – jeder an seinem Platz – und unser Bestes für das gemeinsame Miteinander in einer friedlichen Welt geben! Für diese Hoffnung steht dieses Konzert.

  • Immer ein offenes Ohr:
    Der Dirigent im König Albert Theater

Ihre »Festspielmeile der kurzen Wege« gilt als der kulturelle »Highway« der Königlichen Anlagen Bad Elster – Wie wichtig ist die touristische Platzierung des Gesamtangebotes aus Kultur, Natur und Gesundheit für den Veranstaltungsbereich in Bad Elster?

Auch hier können wir wieder Vieles aus der Vergangenheit lernen und sehen, wie Bad Elster den sogenannten »Aufstieg vom Weberdorf zum Weltbad« im 19./20. Jahrhundert geschafft hat. Auch damals schon war es die stimmige, markt- und zielgruppenorientierte Zusammenführung des Dreiklanges von Kultur, Natur und Gesundheit, die wir Chursachsen nun mit der Sächsischen Staatsbäder GmbH durch unsere gemeinsame Dachmarke der Königlichen Anlagen Bad Elster dynamisch weiter profilieren. Gerade unser vielfältiges wie hochwertiges Kultur- und Veranstaltungsprogramm lässt sich im Kontext des gesamten Tourismusspektrums ideal als Vermarktungs- und Multiplikationsplattform nutzen, um die Königlichen Anlagen Bad Elster in einem besonders breiten Fokus wertschöpfend zu inszenieren. Ausgehend von diesem gemeinsamen Produkt-Dreiklang kann davon Bad Elster insgesamt und auch die Region – inklusive unserer tschechischen Nachbarn – bei klugem Miteinander nachhaltig profitieren.

Gestatten Sie uns zum Schluss noch eine persönliche, künstlerische Frage: Wenn Sie außerhalb Ihrer Veranstaltungsstätten in den Königlichen Anlagen Bad Elster ein musikalisches Werk aufführen sollten: Welchen Ort und welche Musik würden Sie wählen und warum?

Als Ort würde ich mir den Louisa-See (Gondelteich) aussuchen: Auf einer gläsernen Seebühne – mitten im See – würde an einem Sommerabend das EUCHESTRA EGRENSIS spielen, das Publikum rund um den See verteilt. Ich hätte für das Programm aber bitte gern drei Abende L: Am Freitag würden wir das Tschaikowsky-Ballett »Schwanensee« und am Samstag Dvořáks Wasseroper »Rusalka« unter, auf und über dem Wasser – jeweils top inszeniert – aufführen. Am Sonntag gäbe es zum Ausklang ein prachtvoll-festliches, historisches Barockkonzertspektakel: Das Publikum käme entsprechend historisch kostümiert, es würde reichlich edles Essen und Trinken gereicht, venezianische Gondeln gleiten über den See und ein Ballon mit einer VIP-Gondel für verdienstvolle Bürgerinnen und Bürger steigt auf … Musikalisch gibt es von der Chursächsischen Philharmonie zuerst Händels Wasser- und Feuerwerksmusik. Danach erklingen zum wahrlich krönenden Abschluss Festmusiken von Lully. Wie damals am Hofe des Sonnenkönigs pulsiert dann die Kultur in der Natur mit vielen Pauken & Trompeten im Glanze des Sommers: Vive la Bad Elster!

Herr GMD Merz, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.